Blind Audition

01.11.2016

Noch sind es ein paar Tage

Ich sitze im Zug nach Berlin und meine Gedanken kreisen. Im Bauch ein prickelndes Gefühl. In wenigen Tagen werde ich auf der Bühne stehen. Wie wird sich das anfühlen? Dass mir vielleicht mehrere Millionen Menschen beim Singen zuschauen - irgendwie unvorstellbar! Ich sehe die vielen Menschen vor mir und staune.

Die Landschaft zieht an mir vorbei und ich frage mich, wie das wohl die Promis aus Film und Fernsehen machen: Wie gehen sie mit dem Druck um? Wie sind sie privat? Ich stelle mir vor, mit wem die Zusammenarbeit am lustigsten sein könnte und wen ich näher kennenlernen möchte.

Plötzlich erinnere ich mich an meine Grundschule, meine ersten Auftritte dort und an die tollen Gefühle: Stolz und Euphorie, sich getraut zu haben. Meine Grundschullehrerin sagte einmal im Spaß zu mir, du wirst später bestimmt mal ein Rockstar - was sie wohl denkt, wenn sie mich tatsächlich bald im Fernseher sehen sollte …

Vor dem Auftritt

Ich laufe nervös herum, singe mich ein und könnte alle drei Minuten aufs Klo gehen.

Überwältigt vor dem, was auf der Bühne auf mich wartet, schließe ich die Augen. Ich atme tief durch und sehe die Gesichter meiner Freundin, Familie und meinen Freunden vor mir. Die Vorstellung, dass alle mitgekommen sind und mitfiebern, macht mir Mut.

Dann: Geblendet von 10 000 Lichtern, gefolgt vom Lärm und Applaus einer riesigen Menschenmasse, die auf mich gewartet hat und den vielen Kameras, die um mich herumschwirren, fühle ich mich fast ein wenig verloren. Ich konzentriere mich einfach nur weiter geradeaus zu gehen. Auf der Bühne angekommen versuche ich ins Feeling zu kommen. Der Schlagzeuger cued ein und ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut.

author Leon Braje